Gezielte Aktivitäten
Neben dem Freispiel und dem Morgenkreis sind die täglichen Angebote im „Abraxas“ ein wichtiges Instrument zur Vermittlung von Fähigkeiten und Erfahrungen für die Kinder. Unsere Konzeption lässt sich auch in diesem Punkt kaum unter ein großes Schlagwort fassen. Wir arbeiten weder ausschließlich „situationsorientiert“ noch ausschließlich nach einem festen „Wochenplan“. Die praktischen Erfahrungen der letzten fast 30 Jahre haben uns über viele Ausprobierphasen zu unserer momentanen „Konzeption der gezielten Aktivitäten“ geführt. Da wir offen sind für neue Anregungen wird sich auch dieses Modell sicher immer weiter entwickeln.
Gruppenbezogene Projekte
Die Themen für unsere Projekte werden in erster Linie durch die Gruppensituation bestimmt. Die Auswertung intensiver Beobachtungen im wöchentlichen Teamgespräch ermöglicht es den Erzieherinnen, die momentanen Bedürfnisse und Interessen ihrer Kindergruppe zu erkennen. Im ebenfalls wöchentlich stattfindenden Gespräch des Gruppenteams wird das gewählte Thema dann in Form eines Projektplanes vorbereitet. Je nach Thema kann die Dauer eines solchen Projektes stark variieren. So haben wir uns für „Sinneswahrnehmung“ und „Freundschaften“ mehrere Wochen Zeit gelassen, andere Themen sind auch schon mal innerhalb einer Woche erschöpfend behandelt. Hierbei spielt das Feedback beziehungsweise die Mitarbeit der Kinder die entscheidende Rolle: Manche Themen werden durch Interessen und neue Ideen der Kinder erheblich ausgeweitet.
Natur erfahrbar machen
Neben diesem eher „situationsorientierten“ Entstehen von Projekten orientieren wir uns auch stark an den jahreszeitlichen Gegebenheiten. Außer den traditionellen Festen versuchen wir immer den Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten für unsere Stadtkinder erfahrbar und erfühlbar zu machen.
Und nicht zuletzt entstehen Projekte manches Mal durch Interessen der Erzieherinnen, die vielleicht neue, spannende Ideen von einer Fortbildung mitgebracht haben und diese ausprobieren möchten (Beispiele: Kindertänze, Anti-Aggressions-Spiele, Stille-Übungen).
Leitfaden statt Vorgaben
Die Projekte beinhalten eine Planung für die Morgenkreise und die täglich stattfindenden Angebote.
In der Regel gestalten die Kinder montags mit den Erzieherinnen den Plan für die Woche. Sie überlegen gemeinsam, was sie in den kommenden Tagen tun wollen und gestalten entsprechende Symbolkarten für den Aushang im Flurbereich. So können Kinder und Eltern sich jederzeit informieren.
Wir sehen auch das als Leitfaden und nicht als starre Vorgabe. Im Alltagsgeschehen können die Pläne flexibel verändert werden, wenn die Situation dies erfordert. Sei es, dass ein Kind mit einem beeindruckenden Erlebnis in die Gruppe kommt, welches zum allgemeinen Interesse wird oder dass das schöne Wetter uns einfach alle in den Garten lockt.
Zeitpunkte im Tagesablauf
Die gezielten Angebote finden in der Regel im Vormittagsbereich statt. Die Dauer der Aktionen variiert stark. Je nach Thema, Altersgruppe und Tagesform der Beteiligten kann ein Angebot nach fünfzehn Minuten fertig sein oder auch erst durch das anstehende Mittagessen nach einer Stunde beendet werden.
Angebote im Freispiel
Viele praktische Aktivitäten bieten wir den Kindern im Gruppenraum an, während das Freispiel weiterläuft.
Da werden z.B. von einigen Kindern am Frühstückstisch Waffeln gebacken, während andere zuschauen und sich schon auf das Essen freuen!
Andere Kinder bepflanzen die Blumenkästen neu oder arbeiten an ihren Webrahmen.
Besondere Gruppenzusammensetzungen
Bei Bedarf geben die Erzieherinnen bestimmte Zusammensetzungen einer altersgemischten Gruppierung vor („Der Paul, der Nick und die Lotte dürfen heute mit Ute im Turnraum ein Spiel spielen.“) Diese Vorgehensweise ist dann sinnvoll, wenn Kinder in bestimmten Bereichen (Sprache, Motorik) gezielt gefördert werden sollen.
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Kinder, die auf keinen Fall an einer der angebotenen Aktivitäten teilnehmen wollen, haben die Möglichkeit, sich in einem Nebenraum frei zu beschäftigen. Es kommt im „Abraxas“ selten vor, dass Kinder diese Wahl treffen. Unserer Einschätzung nach sind im Tagesablauf ausreichend Freispielphasen vorhanden, so dass die Kinder offen und interessiert für neue Aufgaben sind.
Grundsätzlich versuchen wir, allen Kindern ein individuelles Erfolgserlebnis zu ermöglichen, sei es durch Freude am Tun oder das geschaffene Produkt. Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit werden, soweit dies möglich ist, der Gesamtgruppe vorgestellt. Entweder werden die Produkte ausgestellt, im nächsten Morgenkreis vorgeführt oder auch das Erlebte am gemeinsamen Mittagstisch berichtet.
Zwei Formen der Gruppenzusammenstellung haben sich als besonders positiv erwiesen:
Altersspezifische Kleingruppen
Gezielte Aktivitäten werden von je einer Erzieherin mit den „Mäusen“, „Fröschen“ oder „Struwwels“ durchgeführt. So können die Aktionen auf den Entwicklungsstand der Kleingruppe zugeschnitten werden. Da diese Form der Kleingruppenarbeit besonders dazu geeignet ist, Wissen zu vermitteln und das Erlernen von Fertigkeiten und Techniken zu fördern, legen wir großen Wert darauf, dass alle Kinder diese Angebote nutzen. Es ist unser Anliegen, ihnen möglichst vielfältige Erfahrungen zu ermöglichen, um ihnen eine Basis zu geben, auf der sie ihre individuellen Begabungen finden können. Erfahrungsgemäß sind alle Kinder sehr leicht zu motivieren, sich in ihrer geschützten Kleingruppe mit neuen Aufgaben auseinanderzusetzen. Der relativ homogene Entwicklungsstand bietet die Sicherheit, seine eigenen Fähigkeiten nicht einem unangemessenen Vergleich unterziehen zu müssen.
Altersgemischte Kleingruppen
Altersgemischte Kleingruppen ergeben sich, wenn wir unterschiedliche Aktivitäten zum Aussuchen anbieten: Die Erzieherinnen stellen im Morgenkreis das von ihnen geplante Angebot vor. Die Kinder entscheiden, an welcher der Aktivitäten sie teilnehmen möchten. Aufgabe der Erzieherinnen ist es hier, die Entscheidungsprozesse zu beobachten und sie ggf. für die Kinder verbal transparent zu machen. So bieten sie den Kindern die Möglichkeit, sich mit eventuell auftretenden Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Interessenkonflikte können hier gemeinsam bearbeitet werden, wenn beispielsweise Vincent gerne mit zum Turnen gehen möchte, sein bester Freund aber versucht, ihn zum gemeinsamen Backen zu überreden. Jetzt kann die Pädagogin helfen herauszufinden, wo die primären Bedürfnisse liegen.
Es ist uns wichtig, die Kinder zu unterstützen, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln und diesen auch vertreten zu können. Auch so kleine Dinge wie die Frage, an welchem Angebot ein Kind teilnehmen möchte, sind ein Schritt auf diesem Weg.
Die altersgemischten Gruppen bieten den Kindern die Möglichkeit, Hilfestellung zu geben, Hilfe zu erbitten und diese auch anzunehmen. Je nach Art der Aktivität erleben sie, dass nicht nur die „Großen“ den „Kleinen“ helfen können; oftmals erfahren auch jüngere Kinder, dass sie über Fähigkeiten verfügen, mit denen sie andere unterstützen können, dass sie wichtig sind.
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